1. Überblick über die Werkzeuge der Debian-Betreuer¶
Dieser Abschnitt enthält eine grobe Übersicht über die Werkzeuge, die Betreuern zur Verfügung stehen. Das Folgende ist beileibe nicht vollständig oder maßgeblich, sondern nur eine Anleitung für einige der beliebstesten Werkzeuge.
Debian-Betreuerwerkzeuge sind dazu gedacht, Entwicklern zu helfen und Zeit für wirklich kritische Aufgaben einzuräumen. Wie schon Larry Wall sagte, gibt es mehr als einen Weg, um etwas zu erledigen.
Einige Leute bevorzugen die Benutzung von hochentwickelten Paketverwaltungswerkzeugen, andere nicht. Debian ist dies egal. Jedes Werkzeug, das diese Aufgabe erfüllt, ist gut. Daher ist dieser Abschnitt nicht dazu gedacht, jemandem vorzuschreiben, welche Werkzeuge er benutzen oder wie er mit seinen Pflichten als Betreuer umgehen soll. Er ist auch nicht dazu gedacht, ein besonderes Werkzeug zu befürworten, um ein anderes auszuschließen.
Die meisten Beschreibungen dieser Pakete entstammen selbst den tatsächlichen Paketbeschreibungen. Weitere Informationen sind in der Paketbeschreibung selbst zu finden. Sie können außerdem mit dem Befehl apt-cache show
Paketname zusätzliche Informationen abrufen.
1.1. Kernwerkzeuge¶
Die folgenden Werkzeuge werden größtenteils von jedem Betreuer benötigt.
1.1.1. dpkg-dev
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dpkg-dev
enthält die Werkzeuge (einschließlich dpkg-source
), die benötigt werden, um Debian-Pakete zu entpacken, zu erstellen und hochzuladen. Diese Hilfswerkzeuge enthalten die untergeordneten Funktionalitäten, die zum Erstellen und Manipulieren von Paketen benötigt werden; als solche sind sie für jeden Debian-Betreuer erforderlich.
1.1.2. debconf
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debconf
stellt eine einheitliche Schnittstelle zur Verfügung, um Pakete interaktiv zu konfigurieren. Es gibt unterschiedliche Bedienoberflächen, d.h. es erlaubt Endanwendern, Pakete mit einer reinen Textoberfläche, einer HTML-Oberfläche oder einer Dialogoberfläche zu konfigurieren. Neue Bedienoberflächen können als Module hinzugefügt werden.
Dokumentation für dieses Paket ist im Paket debconf-doc
enthalten.
Viele sind der Ansicht, dieses System sollte für alle Pakete verwandt werden, die eine interaktive Konfiguration erfordern; siehe Konfigurationsverwaltung mit debconf. Derzeit ist debconf
nicht in den Debian-Richtlinien vorgeschrieben, was sich aber zukünftig ändern könnte.
1.1.3. fakeroot
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fakeroot
simuliert Root-Rechte. Dies ermöglicht Ihnen, Pakete zu erstellen, ohne Root zu sein (Pakete möchten üblicherweise Dateien mit Root-Besitzrechten installieren). Falls Sie fakeroot
installiert haben, wird dpkg-buildpackage
es automatisch benutzen.
1.2. Lint-Werkzeuge für Pakete¶
Gemäß dem Free On-line Dictionary of Computing (FOLDOC) ist »lint« ein Unix-Verarbeitungsprogramm für die Sprache C, das gründlichere Code-Prüfungen enthält als übliche C-Compiler. Lint-Werkzeuge für Pakete helfen Paketbetreuern, häufige Probleme und Richtlinienverletzungen in ihren Paketen automatisiert zu finden.
1.2.1. lintian
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lintian
zerlegt Debian-Pakete und gibt Informationen über Fehler und Richtlinien-Verletzungen aus. Es enthält automatisierte Prüfungen für viele Gesichtspunkte der Debian-Richtlinien, wie auch einige Prüfungen für häufige Fehler.
Sie sollten sich regelmäßig das neueste lintian
aus Unstable
besorgen und all Ihre Pakete überprüfen. Beachten Sie, dass die Option -i
detaillierte Erklärungen liefert, was jeder Fehler oder jede Warnung bedeutet, was deren Grundlage in den Debian-Richtlinien ist und wie das Problem üblicherweise behoben werden kann.
Es sei für weitere Informationen darüber, wie und wann Lintian benutzt wird, auf Das Paket testen verwiesen.
Sie können außerdem eine Zusammenfassung aller Probleme, die Lintian für Ihre Pakete meldet, unter https://lintian.debian.org/ abfragen. Diese Berichte enthalten die letzte Ausgabe von lintian
für die ganze Entwicklungsdistribution (Unstable
).
1.2.2. debdiff
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debdiff
(aus dem Paket devscripts
, devscripts) vergleicht die Dateilisten und »control«-Dateien zweier Pakete. Es ist ein einfacher Rückfalltest, der Ihnen hilft festzustellen, ob sich die Anzahl der Binärpakete seit dem letzten Upload verändert hat oder ob sich etwas in der »control«-Datei geändert hat. Natürlich werden einige Unterschiede, die ausgegeben werden, in Ordnung sein, aber es kann Ihnen helfen, verschiedene Unfälle zu vermeiden.
Sie können es für ein Paar binärer Pakete ausführen:
debdiff package_1-1_arch.deb package_2-1_arch.deb
oder sogar für ein Paar von »changes«-Dateien:
debdiff package_1-1_arch.changes package_2-1_arch.changes
Um weitere Informationen zu erhalten, lesen Sie debdiff 1.
1.3. Helferskripte für debian/rules
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Paketerstellungswerkzeuge erleichtern das Verfassen von debian/rules
-Dateien. Lesen Sie Helferskripte, um weitere Informationen darüber zu erhalten, warum dies erwünscht und jenes unerwünscht sein könnte.
1.3.1. debhelper
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debhelper
ist eine Programmsammlung, die in debian/rules
benutzt werden kann, um häufige Aufgaben zu automatisieren, die sich auf das Erstellen binärer Debian-Pakete beziehen. debhelper
enthält Programme, um verschiedene Dateien in Ihre Pakete zu installieren, Dateien zu komprimieren, Dateirechte zu korrigieren und Ihr Paket in das Debian-Menüsystem zu integrieren.
Anders als bei anderen Lösungen ist debhelper
in mehrere kleine, einfache Befehle aufgeteilt, die auf eine durchgängige Art zusammenarbeiten und dabei eine verglichen mit anderen Tools fein granuläre Kontrolle für »debian/rules« erlaubt.
Es gibt eine zu große Zahl kleiner Erweiterungspakete für debhelper
, die zu kurzlebig sind, um sie hier zu dokumentieren. Sie können die Liste der meisten von Ihnen ansehen, indem Sie apt-cache search ^dh-
aufrufen.
When choosing a debhelper
compatibility level for your package, you
should choose the highest compatibility level that is supported in the
most recent stable release. Only use a higher compatibility level if you
need specific features that are provided by that compatibility level
that are not available in earlier levels.
In the past the compatibility level was defined in debian/compat
,
however nowadays it is much better to not use that but rather to use a
versioned build-dependency like debhelper-compat (=12)
.
1.3.2. dh-make
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Das Paket dh-make
enthält ein Programm namens dh_make
, das ein Gerüst von Dateien erstellt, die nötig sind, um Debian-Pakete aus einem Quellcode-Verzeichnisbaum zu erstellen. Wie der Name schon nahelegt, ist dh_make
eine Neufassung von debmake
, dessen Vorlagendateien dh_*
-Programme von debhelper
benutzen.
Während die von dh_make
generierten »rules«-Dateien im Allgemeinen eine ausreichende Basis für ein funktionierendes Paket bilden, gibt es trotzdem noch grundlegende Arbeiten zu erledigen: Die Last für die Feinabstimmung und das Paket funktional und richtlinienkonform zu machen, liegt immer noch beim Betreuer.
1.3.3. equivs
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equivs
ist ein weiteres Paket für die Paketerstellung. Es wird oft für den lokalen Gebrauch vorgeschlagen, falls Sie einfach ein Paket erstellen müssen, um Abhängigkeiten zu erfüllen. Es wird manchmal auch benutzt, um »Meta-Pakete« zu erstellen. Dabei handelt es sich um Pakete, deren einziger Zweck darin besteht, Abhängigkeiten zu anderen Paketen zu generieren.
1.4. Paket-Builder¶
Die folgenden Pakete helfen beim Prozess der Paketerstellung und führen im Allgemeinen dpkg-buildpackage
aus, um unterstützende Aufgaben zu behandeln.
1.4.1. git-buildpackage
¶
git-buildpackage
stellt die Fähigkeit bereit, Debian-Quellpakete in ein Git-Depot einzuspeisen oder zu importieren, ein Debian-Paket aus dem Git-Depot zu bauen und bei der Integration von Änderungen der Originalautoren in das Depot zu helfen.
Diese Hilfswerkzeuge bieten eine Infrastruktur, um Debian-Betreuern den Gebrauch von Git zu erleichtern. Dies ermöglicht es, getrennte Git-Zweige von Paketen für die Distributionen Stable
, Unstable
und möglicherweise Experimental
vorzuhalten, zusammen mit den anderen Vorteilen eines Versionsverwaltungssystems.
1.4.2. debootstrap
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Das Paket und Skript debootstrap
ermöglicht Ihnen das Urladen eines Debian-Basissystems in irgendeinen Teil Ihres Dateisystems. Mit Basissystem ist hier das Minimum an installierten Paketen gemeint, die nötig sind, um den Rest des Systems zu betreiben und zu installieren.
Ein solches System zu haben, kann in vielerlei Hinsicht nützlich sein. Sie können zum Beispiel mit chroot
in das System gehen und Ihre Build-Abhängigkeiten testen. Oder Sie können testen, wie sich Ihr Paket verhält, wenn es in ein nacktes Basissystem installiert wird. Chroot-Builder benutzen dieses Paket; siehe unten.
1.4.3. pbuilder
¶
pbuilder
erstellt ein Chroot-System und baut ein Paket innerhalb der Chroot-Umgebung. Es ist sehr nützlich, um die Bauabhängigkeiten des Pakets zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine unnötigen oder falschen Bauäbhängigkeiten in dem resultierenden Paket existieren.
Ein verwandtes Paket ist cowbuilder
, das den Bauprozess mittels eines COW-Dateisystems auf jedem Standard-Linux-Dateisystem beschleunigt.
1.4.4. sbuild
¶
sbuild
ist ein weiterer automatisierter Builder. Er kann auch Chroot-Umgebungen benutzen. Er kann eigenständig benutzt werden oder als Teil einer verteilten Build-Umgebung über ein Netzwerk. Als letzteres ist er Teil des Systems, das Portierer benutzen, um Binärpakete für all die verfügbaren Architekturen zu erstellen. Weitere Informationen finden Sie in wanna-build und unter https://buildd.debian.org/ können Sie das System in Aktion sehen.
1.5. Programme zum Hochladen von Paketen¶
Die folgenden Pakete helfen, den Prozess, Pakete in das offizielle Archiv hochzuladen, zu automatisieren oder zu vereinfachen.
1.5.1. dupload
¶
dupload
ist ein Paket und ein Skript, um Debian-Pakete automatisch in das Debian-Archiv hochzuladen, den Upload zu protokollieren und Mails über den Upload eines Pakets zu versenden. Sie können es für neue Upload-Orte und -Methoden konfigurieren.
1.5.2. dput
¶
Mit dem Paket und Skript dput
läßt sich das gleiche erreichen wie mit dupload
, aber auf eine andere Art. Es hat einige Funktionalitäten mehr als dupload
, wie die Fähigkeit, GnuPG-Signaturen und Prüfsummen vor dem Upload zu überprüfen, und die Möglichkeit, nach dem Upload dinstall
im Leerlaufmodus (dry-run) auszuführen.
1.6. Automatisieren der Paketverwaltung¶
Die folgenden Werkzeuge helfen, verschiedene Verwaltungsaufgaben vom Hinzufügen von Änderungsprotokolleinträgen oder Signaturzeilen über das Nachschlagen von Fehlern in Emacs bis zum Gebrauch vom neuesten und offiziellen config.sub
zu automatisieren.
1.6.1. devscripts
¶
devscripts
is a package containing wrappers and tools that are very
helpful for maintaining your Debian packages. Example scripts include
debchange
(or its alias, dch
), which manipulates your
debian/changelog
file from the command-line, and debuild
, which
is a wrapper around dpkg-buildpackage
. The bts
utility is also
very helpful to update the state of bug reports on the command line.
uscan
can be used to watch for new upstream versions of your
packages.
Eine vollständige Liste der verfügbaren Skripte finden Sie auf der Handbuchseite devscripts 1.
1.6.2. autotools-dev
¶
autotools-dev
enthält optimale Vorgehensweisen für Leute, die Pakete betreuen, in denen autoconf
und/oder automake
zum Einsatz kommt. Außerdem enthält es anerkannte config.sub
- und config.guess
-Dateien, von denen bekannt ist, dass sie auf allen Debian-Portierungen funktionieren.
1.6.3. dpkg-repack
¶
dpkg-repack
erstellt eine Debian-Paketdatei aus einem Paket, das bereits installiert wurde. Falls irgendwelche Änderungen vorgenommen wurden, während das Pakert entpackt war (es wurden z.B. Dateien in /etc
verändert), wird das neue Paket die Änderungen erben.
Dieses Hilfswerkzeug kann das Kopieren von Paketen von einem Rechner zu einem anderen, das Neuerstellen von Paketen, die auf Ihrem System installiert wurden, aber nirgendwo mehr verfügbar sind, oder das Sichern des derzeitigen Paketstatus vor dem Upgrade vereinfachen.
1.6.4. alien
¶
alien
konvertiert Binärpakete zwischen verschiedenen Paketformaten, einschließlich Debian, RPM (RedHat), LSB (Linux Standard Base), Solaris und Slackware.
1.6.5. dpkg-dev-el
¶
dpkg-dev-el
ist ein Emacs-Lisp-Paket, das Unterstützung beim Bearbeiten von Dateien im debian
-Verzeichnis Ihres Pakets bietet. Es gibt dort zum Beispiel praktische Funktionen, um die aktuellen Fehler eines Programms aufzulisten und um den letzten Eintrag in einer debian/changelog
-Datei abzuschließen.
1.6.6. dpkg-depcheck
¶
dpkg-depcheck
(aus dem Paket devscripts
, devscripts) führt einen Befehl unter strace
aus, um festzustellen, welche Pakete vom angegebenen Befehl benutzt werden.
Für Debian-Pakete ist dies nützlich, wenn Sie eine Build-Depends
-Zeile für Ihr neues Paket verfassen müssen: den Build-Prozess durch dpkg-depcheck
auszuführen, wird Sie mit einer guten ersten Übersicht über die Build-Abhängigkeiten versorgen. Zum Beispiel:
dpkg-depcheck -b debian/rules build
dpkg-depcheck
kann außerdem benutzt werden, um Laufzeitabhängigkeiten zu prüfen, insbesondere, wenn Ihr Paket exec 2 benutzt, um andere Programme auszuführen.
Weitere Informationen finden Sie unter dpkg-depcheck 1.
1.7. Portierungswerkzeuge¶
Die folgenden Werkzeuge sind hilfreich für Portierer und Kompilierung für andere Plattformen.
1.7.1. dpkg-cross
¶
dpkg-cross
ist ein Werkzeug, um Bibliotheken und Header zum Kompilieren auf anderen Plattformen auf eine Art zu installieren, die dpkg
ähnlich ist. Weiterhin verbessert es die Funktionalität von dpkg-buildpackage
und dpkg-shlibdeps
, um das Kompilieren von Paketen für andere Plattformen (cross-compiling) zu unterstützen.
1.8. Dokumentation und Information¶
Die folgenden Pakete stellen Informationen für Betreuer zur Verfügung oder helfen bei der Erstellung von Dokumentation.
1.8.1. docbook-xml
¶
docbook-xml
stellt die DocBook-XML-Dokumenttypdefinitionen (DTD) bereit, die häufig für Debian-Dokumentation benutzt werden (genauso wie die ältere Debiandoc-SGML-DTD). Dieses Handbuch wurde zum Beispiel in Docbook-XML verfasst.
Das Paket docbook-xsl
stellt XSL-Dateien zum Erstellen und Gestalten der Quelle in verschiedenen Ausgabeformaten bereit. Sie benötigen einen XSLT-Prozessor wie xsltproc
, um die XSL-Stylesheets zu verwenden. Dokumentation für die Stylesheets finden Sie in den verschiedenen docbook-xsl-doc-*
-Paketen.
Um PDF aus FO zu erstellen, benötigen Sie einen FO-Prozessor wie xmlroff
oder fop
. Ein weiteres Werkzeug, um PDF aus DocBook-XML zu generieren, ist dblatex
.
1.8.2. debiandoc-sgml
¶
debiandoc-sgml
stellt die DebianDoc-SGML-Dokumenttypdefinitionen (DTD) bereit, die normalerweise für Debian-Dokumentation benutzt, aber nun missbilligt werden (stattdessen sollte docbook-xml
benutzt werden). Es stellt außerdem Skripte zum Erstellen und Gestalten der Quelle in verschiedenen Ausgabeformaten bereit.
Dokumentation für die DTD ist im Paket debiandoc-sgml-doc
zu finden.
1.8.3. debian-keyring
¶
Enthält die öffentlichen GPG-Schlüssel der Debian-Entwickler und Paketbetreuer. Siehe Verwalten Ihres öffentlichen Schlüssels und die Paketdokumentation für weitere Informationen.
1.8.4. debian-el
¶
debian-el
stellt einen Emacs-Modus bereit, um Debian-Binärpakete anzusehen. Dies ermöglicht Ihnen, ein Paket zu untersuchen, ohne es entpacken zu müssen.